Mein Interesse für Optik begann im Jahre 1972. Ich war zu dieser Zeit 14 Jahre alt und besuchte den Polytechnischen Lehrgang in Pregarten. Wir waren 20 Buben in der Klasse. Einer war sehr talentiert und bastelte in seiner Freizeit an optischen Geräten. Eines Tages präsentierte er in der Schule sein selbst gebautes Mikroskop. Die Bewunderung aller war ihm sicher. Fasziniert betrachteten wir ein menschliches Haar und die Zeilen eines Heftes. Ich war erstaunt über die Schärfe des kleinen Instrumentes. Wenige Wochen später berichtete er vom Bau seines Teleskopes und die Betrachtung des Mondes mit diesem. Seine interessant geschilderte Erzählung ging mir tagelang nicht aus dem Kopf. Irgend etwas war passiert mit mir. Ich sah die Welt um mich nun mit anderen Augen!
Mit einem einfachen Brillenglas öffnete sich ihm eine neue Welt! Dieser Gedanke faszinierte mich. Natürlich begann ich auch sofort zu experimentieren. Ich ging zu meiner Großmutter. Sie besaß ein paar alte Brillengläser, die sie nicht mehr benötigte. Von der Fassung war nicht mehr viel übrig, die Gläser jedoch waren in gutem Zustand. Sie waren rund, 40mm im Durchmesser und hatten eine Brennweite von 600 mm. Ideal also für ein kleines Brillenglasteleskop! Was mir jetzt noch fehlte war ein Okular und ein Tubus.
Ein Rohr aus dickwandigem Pappkarton fand ich schnell. Dann zerlegte ich eine alte Kleinbildkamera und entnahm das Objektiv. Dieses diente als Okular bei meinem Teleskop. Von nun an war kein optisches Instrument vor mir sicher: ich zerlegte alles was mir unter die Finger kam. Ja, es schien, als suchte ich im Inneren von optischen Geräten die Welten, die diese Instrumente offenbarten!
Mein Interesse galt auch der Metallbearbeitung. Im feinmechanischen wie im künstlerischen Bereich. So begann ich 1973 eine Lehre als Goldschmied. 1000 Schilling, umgerechnet 70 Euro pro Monat Lehrlingsentschädigung bekam ich im ersten Lehrjahr. Das war nicht viel. Ich kaufte mir bei einem Optiker ein kleines leistungsfähiges Mikroskop. Dann legte ich das Innere eines alten Feldstechers aus dem 2.Weltkrieg frei. Das Objektiv des Feldstechers, ein hochwertiger Achromat von 30mm Durchmesser sollte bei meinem 2. Fernrohr als Objektiv Verwendung finden. Ich war positiv überrascht von der Qualität des Instrumentes.
Monatelang beobachtete ich Objekte, welche sich weit jenseits der Wahrnehmung des bloßen Auges entzogen. Das kleine Teleskop lieferte aufrechte Bilder und hatte eine 150-fache Vergrößerung. Wie viele Anfänger war ich begeistert hoher Vergrößerungen. Erst später erkannte ich, dass die Lichtstärke und in direkter Verbindung der Objektivdurchmesser für die Leistungsfähigkeit eines Instrumentes wichtiger als die Vergrößerung ist.
Im Dezember 1976 kaufte ich ein Buch welches zum Inhalt den Selbstschliff eines Parabolspiegels beschrieb. Die nächsten zwei Monate verbrachte ich im Keller. Anfangs glaubte ich nicht, das es möglich sein könnte, mit eigenen Händen einen brauchbaren Parabolspiegel mit einer Abweichung von einem zwanzigtausendstel Millimeter (!) herzustellen. Der Spiegel maß 20 Zentimeter im Durchmesser und war 4cm dick. Mit diesem Stück sammelte ich meine ersten Erfahrungen über das Schleifen von Hohlspiegel.
Als der Spiegel fertig war testete ich seine Bildqualität. Die Nadelbäume des Nachbargrundstücks waren als Testobjekt ideal! Ich werde diesen Anblick mein Leben lang nicht vergessen. Ein gestochen scharfes Bild bot sich mir durch das Okular. Und eine Farbreinheit, wie ich sie nie zuvor in einem anderen optischen Gerät erlebte! Und dass, obwohl die polierte Hohlfläche des Glases nur ca 4% des einfallenden Lichtes reflektierte!
Fortsetzung folgt....